Kapitalismus und Sozialismus

KapitalismusSozialismus[1]
Eigentum
Im Kapitalismus besteht Privateigentum an gesellschaftlichen Produktionsmitteln, welches Grundlage des Einkaufs von Lohnarbeit und damit Lohnarbeitern ist.

Der im Grundgesetz der BRD zugesicherte Schutz des Eigentums soll genau diese Eigentumsverhältnisse festschreiben, welche Grundlage der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, genauer gesagt der Lohnarbeiter durch Kapitalisten ist.

Der mehrheitlich verblödete und verhetzte Proletarier glaubt, mit dem Schutz des Eigentums sei sein privates gemeint, welches ihm die bösen Kommunisten wegnehmen wollen.
Im Sozialismus besteht überwiegend gesellschaftliches Eigentum an gesellschaftlichen Produktionsmitteln, also Volks- und genossenschaftliches Eigentum. Dieses wird in der proletarischen Revolution durch Enteignung der Schmarotzer, der Kapitalisten, hergestellt.

In der Verfassung der DDR war verankert, daß die Anhäufung von Kapital über ein bestimmtes Maß hinaus unzulässig ist. Private Kleinbetriebe bestanden weiter.

Davon völlig ausgenommen ist persönliches Eigentum, weshalb die Werktätigen dieses weiter besitzen, zusätzlich aber auch Fabriken, Grund und Boden usw. als gesellschaftliches Eigentum hinzubekommen, was ihnen vorher von den Schmarotzern vorenthalten wurde.
Handlungsmotiv
Egoismus und Individualismus bestimmen das persönliche wie gesellschaftliche Handeln.

Um das zu rechtfertigen, wurde (z.B. von Adam Smith) eine Behauptung aufgestellt, welche unlogisch ist:

Das Beste für die Gemeinschaft und jeden Einzelnen wird erreicht, wenn Jeder nach dem Besten für sich selbst strebt.
Gemeinnutz und Individualität bestimmen das persönliche wie gesellschaftliche Handeln.

Der Unterschied zum Kapitalismus wird im Verhältnis von Motiv und Ziel deutlich:

Das Beste für die Gemeinschaft und jeden Einzelnen wird erreicht, wenn Jeder nach dem Besten für die Gemeinschaft und jeden Einzelnen (für Andere und sich) strebt.
Handlungsergebnis
Egoistisches Handeln führt immer zum Nutzen einer Person oder Gruppe zum Schaden anderer Menschen, letztlich der Menschheit und ihrer Umwelt und somit endlich auch des Egoisten.

In egoistischen (Klassen-) Gesellschaften bilden sich immer Unterschiede im Lebensstandard der gesellschaftlichen Ober- und Unterschicht heraus und verschärfen sich[2].
Gemeinnütziges Handeln führt zum Nutzen der Gemeinschaft, gleichgültig, ob Familie, Bevölkerung, Menschheit oder Ökosphäre betrachtet werden.

Ungleichgewichten wird bewußt entgegengesteuert. So können sie zwar entstehen, sich aber nicht verschärfen, sondern werden wieder dem Gleichgewichtszustand angenähert.
Soziale Sicherheit
Der Kapitalismus bietet niemals soziale Sicherheit, weder für die Kapitalisten, die sich täglich, bedroht vom sozialen Abstieg, gegen Konkurrenten zur Wehr setzen müssen, noch für die Lohnarbeiter, die diesem Streben rücksichtslos geopfert werden.Sozialistisches Handeln bringt automatisch soziale Sicherheit hervor. Jeder kann sich darauf verlassen, daß seine Interessen von jedem Anderen bewußt gewahrt werden.
Aufgabe von Staat und Regierung
Staat und Regierung handeln im Auftrag und Interesse der Kapitalisten. Das sagen Politiker sogar selbst: Ihre politischen Entscheidungen dienen “der Wirtschaft” und werden von ihr bestimmt. Jeder weiß, wer hinter “der Wirtschaft” steht und daran profitiert.Der Staat ist ein Staat der Werktätigen, die Regierung handelt in deren Auftrag und Interesse. Die Regierungsmitglieder gehören selbst dem Proletariat an. Ihr Handeln ist daher auch persönlich an dessen Interessen gebunden.
Demokratie
In bestimmten Abständen (üblich sind 4 Jahre) kann die Bevölkerung wählen, von welchen Lakaien ihrer Herren sie betrogen und an die Bourgeoisie verraten werden will und welche Farbe die Livree dieser Lakaien hat.

In Krisenzeiten bei zunehmender sozialer Unruhe kommt neben den traditionellen Farben schwarz, rot, gelb und grün ein dezentes braun in Mode. An die Stelle der bürgerlich-parlamentarischen Scheindemokratie tritt die offene Terrorherrschaft der Kapitalisten: der Faschismus.
Der Sozialismus beinhaltet den demokratischen Zentralismus. Alle Entscheidungsträger werden auf allen Ebenen von der Mehrheit der Werktätigen aufgrund ihrer Kompetenz legitimiert.

So wird verhindert, daß Egoisten Mehrheiten und damit politische Macht erlangen.
Freiheit
Die Freiheit ist neben der Demokratie eine der Lieblingsparolen bürgerlicher Ideologen. Allerdings nimmt sich eine immer kleiner werdende Minderheit immer mehr “Freiheiten” heraus, während sie die der Mehrheit zunehmend einschränkt.

Beispielsweise kann von den sozialen Unterschichten die Reisefreiheit aus finanziellen Gründen nicht mehr genutzt werden. Die so gern gegen den Sozialismus ins Feld geführte “Mauer” ist eine unsichtbare.

Mittels der Medien lassen sich die in der Freiheit Eingeschränkten durch die zur Schau gestellte Freiheit von Schönen, Reichen und Abenteurern, einlullen.
Die Freiheit im Sozialismus besteht in der freien Entfaltung der Persönlichkeit Aller. Sie darf aber niemals die Freiheit Anderer einschränken.

Das erfordert eine bewußte Beschränkung der “Freiheiten” des Einzelnen, wenn sie Anderen schaden würden.

Wer diese auf dem Gemeinnutzprinzip beruhende Notwendigkeit nicht akzeptiert, muß gezwungen werden, im Interesse der Gemeinschaft und damit seinem eigenen zu handeln.

Wem das zu drastisch klingt, der möge sich überlegen, wo die Dinge herkommen, die er im Kapitalismus täglich konsumiert: genäht von fleißigen Kinderhänden, gepflückt von verelendeten Kaffeebauern, gefertigt aus Bäumen vernichteter Ur- und Regenwälder... Vielleicht beurteilt er dann die “Freiheiten”, die er sich nimmt, anders.
Frieden
Seit die Friedensmacht des sozialistischen Systems fehlt, hat die BRD wieder ihre Aggressionspolitik verstärkt. Der Wolf, der Kreide gefressen und die Pfoten mit Mehl bestäubt hatte, zeigt sein Raubtiergebiß.

Die Menschen in Kosovo und Afghanistan können ein (trauriges) Lied davon singen. Weitere Kriege sind in Vorbereitung, wie die Umgestaltungspläne der Bundeswehr (zu Eingreif-, Stabilisierungs- und Sicherstellungskräften) deutlich zeigen.

Eine solche Struktur ist für eine Verteidigungsarmee völlig unsinnig, wohl aber für eine Aggressionsarmee geeignet.
Gemeinnutz schließt Aggressionshandlungen von vornherein aus. Die DDR führte während ihres gesamten Bestehens keinen Krieg.

Dagegen war - auch wenn ich da auf Widerspruch mancher Genossen stoßen werde - der Krieg der SU gegen Afghanistan ein ungerechter Aggressionskrieg bzw. der Versuch, die proletarische Revolution zu exportieren. Das war eine klare Verletzung sozialistischer Prinzipien.

Dabei darf aber nicht vergessen werden, daß es eine ideologisch unsaubere Regierung war, die diesen Krieg befahl. Ihre Wurzeln saßen im Revisionismus Chruschtschows und ihre Frucht war der offene Verrat Gorbatschows.
Zukunft
Der Kapitalismus ist von zyklischen Krisen gekennzeichnet. Aufgrund seiner ökonomischen Gesetze bringt er immer wieder tiefe Überproduktionskrisen und vorübergehende kriegerische Scheinlösungen hervor.

Das könnte endlos so weitergehen, wenn er nicht auch den Widerspruch zwischen erforderlichen menschlichen Überlebensbedingungen und Umweltzerstörung hervorbrächte.

Sein Ergebnis ist die durch Menschen verursachte Zerstörung der Existenzgrundlage der Menschheit, sei es durch kriegerische Handlungen mit Nuklearwaffen oder durch immer schnelleren Verbrauch der Ressourcen und globale unumkehrbare Veränderungen (z.B. Klimawandel) bei der Produktion und Konsumption bunten nutzlosen Plunders, der nur um des Profites willen erzeugt wird.
Der Sozialismus zielt auf langfristige Stabilisierung innerhalb der Menschheit und darüber hinaus der Umwelt.

Seine höchste Entwicklungsstufe, der Kommunismus, wird kaum erahnbare konstruktive Kräfte freisetzen. Ich habe nur eine vage Vorstellung, was Menschen nicht aufgrund Konkurrenz, sondern durch allgemeine Zusammenarbeit hervorbringen können.

Wenn selbst das kapitalistische Konkurrenzprinzip seit Beginn der industriellen Revolution einen ungeheuren Erkenntnis- und Technologiefortschritt ermöglichte, ist allenfalls erahnbar, was in einem solchen Zeitraum durch Zusammenarbeit geschaffen werden kann.

Das ist Zukunftsmusik, aber eine schöne.

Der Gemeinnutz ist Euch als erstrebenswertes Ziel längst bekannt. Jeder kennt wohl das "Einer für Alle, Alle für Einen!" der Musketiere, "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst." und "Der Höchste sei der Diener Aller." aus der Bibel, die goldene Regel: "Behandle jeden Menschen so, wie Du selbst behandelt werden möchtest.", was schon Konfuzius so formulierte, oder auch die Volksweisheit: "Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg' auch Keinem Andern zu.". Auch Immanuel Kant forderte mit seinem kategorischen Imperativ: "Handle stets nach der Maxime, durch die Du wollen kannst, daß sie allgemeines Gesetz werde."

Das Alles wißt Ihr. Ihr spürt auch, daß das richtig sein muß. Aber Ihr richtet Euch nicht danach. Ihr lebt lieber ein egoistisches Leben zum Schaden Anderer. Aus Dummheit, Faulheit und Feigheit führt Ihr ein Leben, welches Anderen und - durch Schaden an der Gemeinschaft - letztlich Euch selbst schadet.

Ihr führt ein unwürdiges Leben im Kapitalismus. Ihr duldet nicht nur, daß die Kapitalisten Euch ausbeuten, sondern werdet so selbst zu Stützen dieses Systems. Ihr freut Euch, wenn Anderen genommen wird, solange Ihr ein weiteres Mal verschont bleibt. Wenn Ihr dann an der Reihe seid, tröstet Ihr Euch, daß es Andere noch härter getroffen hat.

Ihr meßt Euer Leben nicht an Zufriedenheit, sondern an kurzzeitiger Befriedigung von Bedürfnissen, die Euch täglich eingeredet werden. Ihr hofft, daß Ihr durch den bunten nutzlosen Plunder, den Euch die Kapitalisten aufschwatzen, glücklicher werdet.

Ihr merkt, daß das nicht stimmt.

Ihr hofft, die ständig höhere Arbeitsbelastung bei immer weniger Reallohn würde irgendwann zum Stehen kommen.

Ihr merkt, daß das nicht stimmt.

Ihr hofft, wenn Ihr Euer Gehirn abschaltet und die Parolen Eurer Herren nachplappert, die von Demokratie, Freiheit und Chancengleichheit erzählen, die würden irgendwann Wirklichkeit.

Ihr merkt, daß das nicht stimmt.

Ihr hofft, die Kriege würden aufhören. Aber von Euren Steuergeldern werden immer mehr Waffen gekauft und auch eingesetzt. Ihr wißt, wofür, auch wenn Ihr das nicht wissen wollt.

Für billigen Kaffee, billige Kleidung und billige Bananen verschließt Ihr Eure Augen vor der billigen Arbeit hungriger Kinder und unwürdig dahinvegetierender Menschen. Ihr erkennt nicht, daß Ihr selbst billig und würdelos seid. Man sieht Euch nur Eure moralische Verelendung äußerlich nicht so an wie Euren Opfer die körperliche.

Ihr werdet nach einem würdelosen Leben nicht wissen, wofür Ihr gelebt habt. Ihr werdet erkennen, daß nichts von den Ergebnissen Eures egoistischen Handelns irgendwelchen bleibenden Wert hat, daß Ihr die Überlebensbedingungen kommender Generationen an jedem Tag und mit vielen Eurer Handlungen verschlechtert habt und daß Ihr ohne Rückgrat vor jedem Herrn gekrochen seid. Auch das werdet Ihr nur erkennen, wenn zu diesem zu späten Zeitpunkt endlich einmal ehrlich zu Euch selbst seid und Herr Alzheimer Eure Schmach nicht mit mildtätigem Schwachsinn vor Euch verschleiert.

Könnt Ihr nichts erkennen? Dann öffnet nicht nur die Augen, sondern denkt darüber nach, was Ihr seht. Könnt Ihr nichts verstehen? Dann lernt die Sprache der Wahrheit, welche klar ist, nichts beschönigt, nichts verbirgt und zu klarem Denken führt. Könnt Ihr nichts begreifen? Dann werft die ganzen Lügen Eurer Herren und Eure Vorurteile über Bord und prüft selbst.

Eure Herren sagen Euch, das Beste für Alle würde erreicht, wenn Jeder nach dem Besten für sich selbst strebt. Das soll ihren und Euren Egoismus rechtfertigen - ist aber Unsinn. Wir können nur erreichen, wonach wir streben. Das Glück Aller ist nur dann erreichbar, wenn Jeder auch danach strebt.

Wonach müssen wir also streben? Nach Gemeinnutz. Jeder muß im Interesse Aller handeln, derer er selbst Einer ist. Was man für die Gemeinschaft tut, tut man auch für sich selbst. Für eine Gemeinschaft, in der Jeder immer mit allen seinen Kräften, Fähigkeiten und Eigenarten den Nutzen Aller und damit auch für sich anstrebt.

Das ist Freiheit. Die Freiheit, Alles zu tun, was der Gemeinschaft nutzt und davon selbst Nutzen zu haben. Die Freiheit, sich selbst zu verwirklichen. Die Freiheit, selbst zu bestimmen, wem Verantwortung für Entscheidungen übertragen wird, die man selbst nicht übernehmen kann.

Das ist Demokratie. Verantwortung darf nur tragen, wessen Handeln von denen überprüfbar ist und überprüft wird, die von seinen Entscheidungen betroffen sind. Entscheidungsträger müssen bei Unfähigkeit oder Amtsmißbrauch ihres Amtes enthoben werden können. Das nennt man demokratischen Zentralismus.

Das ist Totalität. Alle Bereiche des Lebens, Wirtschaft, Politik, Kultur, Sport und individuelles Umfeld, müssen vom Gemeinnutz auf demokratischer Grundlage bestimmt werden.

Das ist Diktatur. Die Gemeinnützigen müssen die unumschränkte Herrschaft ausüben. Was bei der Herrschaft von Egoisten herauskommt, erleben wir gerade. Wer zum Schaden der Gemeinschaft handelt, muß zum Gemeinnutz gezwungen werden. Sonst wird er Freiheit und Demokratie mißbrauchen und der Gemeinschaft schaden.

Für dieses gemeinnützige Denken und Handeln sowie den Gemeinnutz haben wir seit Langem Begriffe: Sozialismus und Kommunismus, Ausdruck der beiden Stadien: der Annäherung (Sozialismus) und der vollständigen Umsetzung (Kommunismus). Im Sozialismus müssen die Menschen lernen, gemeinnützig zu handeln, denn sie sind von jahrtausendelang kultiviertem Egoismus geprägt. Im Kommunismus ist dieser Lernprozeß abgeschlossen. Erst der Kommunismus ermöglicht die volle Entfaltung aller Vorzüge des Gemeinnutzes.

13.03.2005

Torsten Reichelt

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Das Umdenken



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[1]Einige Eigenschaften des Sozialismus entsprechen nicht dem Bild, welches von den gescheiterten sozialistischen Ländern bekannt ist. Das liegt einerseits an der Verzerrung dieses Bildes durch die bürgerlichen Medien, andererseits aber an tatsächlichen Abweichungen, welche dann auch zu genau diesem Scheitern führten.

[2]Ich verwende hier bewußt nicht den Begriff “Klasse”, sondern “Schicht”, denn Teile des Proletariats werden als “Stehkragenproletarier” (laut Marx) korrumpiert und ihr Lebensstandard kann durchaus den von unteren Schichten der Bourgeoisie übertreffen. Das hebt die Klassenzugehörigkeit nicht auf.